Zugemauert

Quartierfeindlich und kurzsichtig: Die Eigentümerschaft des ehemaligen Jumbo-Gebäudes mauert sich ein.

Im März 2024 musste der Baumarkt Jumbo an der Ecke Josefstrasse/Hardstrasse schliessen. Das Geschäft lief zwar gut, der Jumbo war ein Publikumsmagnet und brachte viel Fussverkehr. Doch der Mietvertrag wurde nicht verlängert.

Anderthalb Jahre später befindet sich an der Stelle auf der zentralen Achse zwischen Escher-Wyss-Platz und Bahnhof Hardbrücke – eine zugemauerte Fassade.

Das Erdgeschoss als Gesicht der Stadt

Die Mauer vor dem ehemaligen Jumbo steht sinnbildlich für den verantwortungslosen Umgang mancher Grundeigentümer:innen in Zürich West mit ihren Erdgeschossen. Dabei sind die Erdgeschossnutzungen entscheidend für den Charakter eines Quartiers. Sie geben der Stadt ein menschenfreundliches Gesicht und ziehen Langsamverkehr an. Oder sie tun das Gegenteil und sorgen dafür, dass Fussgänger:innen eine Strasse nach Möglichkeit meiden. Ob ein Quartier aufblüht oder verödet, entscheidet sich also ganz wesentlich im Parterre.

Eigentümerschaft steht in der Pflicht

Im Sinne einer guten Nachbarschaft wäre es die Pflicht der Eigentümerschaft, für eine angemessene Gestaltung und Nutzung ihrer Erdgeschosse zu sorgen. Die Eigentümerschaft, das ist im Fall des ehemaligen Jumbo-Gebäudes die Gebrüder Iseli AG.

Deren Verwaltungsratspräsident Markus Iseli nahm im Oktober 2023 an einer Dialogveranstaltung zum benachbarten Josef-Areal teil. Dort sagte er laut Unterlagen der Stadt Zürich, «das Areal müsse gegenüber seiner Umgebung offen sein und etwa mit einem Gastronomiebetrieb einen Begegnungsort schaffen». Offenheit gegenüber der Umgebung, das Schaffen von Begegnungsorten – das würden wir uns auch von privaten Eigentümerschaften wie der Gebrüder Iseli AG selbst wünschen. Zugemauerte Fassaden passen da schlecht ins Bild.