Rekurs gegen sterile Bürogebäude eingereicht
Mitten in Zürich-West will die Firma Welti-Furrer zwei überdimensionierte und städtebaulich wie architektonisch mangelhafte Gebäude bauen. Der Charakter des Quartiers rund um das Zentrum Hardbrücke droht dadurch weiter zerstört zu werden. Die Hamasil Stiftung hat gegen den Bauentscheid Rekurs eingelegt.
Das Welti-Furrer-Areal liegt an zentraler Lage an der Pfingstweidstrasse, direkt neben dem Bahnhof Hardbrücke und dem Maag-Areal. Was und wie dort gebaut wird, zementiert auf Jahrzehnte hinaus die Richtung, die das Quartier rund um das Zentrum Hardbrücke einschlagen wird. Mit dem geplanten Bau von uniformen und monotonen Gebäuden auf dem Welti-Furrer-Areal vergibt Zürich eine riesige Chance, dieses zentrale Areal für die Bevölkerung zu öffnen und Leben ins Quartier zu bringen.
Städtebaulich unverträgliches Projekt
Die Baueingabe der Firma Welti-Furrer sieht vor, dass zusätzlich zum schon bestehenden Bürogebäude zwei zusätzliche Bauten mit identischem Aussehen und Grösse direkt daneben gestellt werden. Diese drei massigen, eintönigen und sterilen Gebäude würden auf einer Länge von fast 300 Metern das Quartier dominieren. Für die Menschen im Quartier bieten sie keinerlei Mehrwert. Neben Parkplätzen und Büroflächen sind 1-Zimmer-Wohnungen im oberen Preissegment vorgesehen. Die für das Quartier so wichtige Erdgeschossnutzung mit Gastronomie, Kultur oder Läden ist so gering, dass sie kaum etwas zur Belebung und Aufenthaltsqualität beiträgt.
Verletzung diverser Vorschriften
In ihrem Rekurs zeigt die Hamasil Stiftung auf, dass das Bauprojekt «Prime 1 und 3» diverse Vorschriften verletzt. Die Zonenkonformität ist nicht gegeben, da sich das Bauprojekt in keinster Art und Weise an das Bebauungskonzept und das Freiraumkonzept der Sonderbauvorschriften hält. Ebenso werden die gesetzlichen Bestimmungen betreffend Ausnützung, Wohnanteilspflicht und Freiflächenziffer verletzt und es fehlt ein ökologischer Ausgleich. Die Liste der Mängel ist lang.
Fehlende Umweltverträglichkeitsprüfung
Die Hamasil Stiftung moniert in ihrem Rekurs weiter, dass keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erstellt wurde. Die Baueingabe lässt vermuten, dass die UVP negativ ausgefallen wäre. Mit seinen abweisenden Stein- und Glasfassaden und dem betonierten Umschwung leistet das Bauprojekt einen weiteren Beitrag an die Versiegelung und die Erhitzung im von der Klimaerwärmung ohnehin schon stark betroffenen Zürich-West. Vorgesehen sind ausserdem nur minimale Freiräume und kaum Grünflächen. Gegen die Strasse hin wirken die Gebäude abweisend und unzugänglich. Die Aufenthaltsqualität in diesen Aussenräumen ist schlecht.
Sonderbauvorschriften sind längst veraltet
Dazu kommt: Das Bauprojekt auf dem Welti-Furrer-Areal beruht auf den völlig veralteten Sonderbauvorschriften «Maag-Areal plus» aus dem Jahr 2004. Die Stadt hat es sträflich versäumt, diese Vorschriften an die geänderten rechtlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Bedingungen anzupassen, obwohl sie hierzu rechtlich verpflichtet wäre und das für eine gute Quartierentwicklung nötig wäre. In ihrem Rekurs fordert die Hamasil Stiftung darum, im Plangebiet keine Baugesuche zu bewilligen, bis die Sonderbauvorschriften überarbeitet worden sind.
Alternativszenarien liegen vor
Eine unabhängige Arbeitsgruppe hatte im April unter dem Titel «Blühende Pfingstweide» ein Alternativszenario zur Entwicklung des Welti-Furrer-Areals vorgelegt. Diesen Denkanstoss gilt es weiter zu verfolgen. Die Stadt Zürich ist in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass Zürich-West nicht endgültig zu einer Bürowüste wird. Das Quartier braucht Wohnungen für Familien, Restaurants, Läden sowie Raum für Kleingewerbe und Kultur, damit es sich entwickeln kann.
Widerstand aus dem Quartier
Die Hamasil Stiftung hat ihren Sitz auf der anderen Seite der Pfingstweidstrasse und ist damit rekursberechtigt. Sie setzt sich seit Jahrzehnten für eine sozial- und klimaverträgliche Entwicklung von Zürich-West ein und ist Initiantin und Eigentümerin des Kulturparks. Der Kulturpark zeigt beispielhaft, was das Zentrum Hardbrücke braucht, um als Quartier zu funktionieren: Raum zum Wohnen und Arbeiten sowie für Bildung, Kultur und Begegnung.